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Stille

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Ich muss sein wie einer, der nicht hört. (Psalm 38,12.14-15)
Ein Bild aus dem Stuttgarter Psalter


Stille ist die grösste Offenbarung.
Laotse (4.-3.Jh.v.Chr.)

Gleich wie die Sonne in einem stillen Wasser gut zu sehen ist und es kräftig erwärmt, kann sie in einem bewegten, rauschenden Wasser nicht deutlich gesehen werden. Darum, willst du erleuchtet werden durch das Evangelium, so gehe hin, wo du stille sein und das Bild tief ins Herz fassen kannst. Da wirst du finden Wunder über Wunder.
Martin Luther (1483-1546)

Stille Wasser sind tief.
Martin Luther

Erziehung zur Stille, zum Schweigen begann schon sehr früh. Wir lehrten unsere Kinder, still zu sitzen und Freude daran zu haben. Wir lehrten sie, ihre Sinne zu gebrauchen, die verschiedenen Gerüche aufzunehmen, zu schauen, wenn es allem Anschein nach nichts zu sehen gab, und aufmerksam zu horchen, wenn alles ganz ruhig schien. Ein Kind, das nicht stillsitzen kann, ist in seiner Entwicklung zurückgeblieben.
Luther Standing Bear (Indianer vom Stamme der Dakota)

Übertriebenes, auffälliges Benehmen lehnten wir als unaufrichtig ab, und ein Mensch, der pausenlos redete, galt als ungesittet und gedankenlos. Niemand stellte vorschnell eine Frage, mochte sie auch noch so wichtig sein, und niemand wurde zu einer Antwort gezwungen. Die wahrhaft höfliche Art und Weise, ein Gespräch zu beginnen, war eine Zeit gemeinsamen stillen Nachdenkens; und auch während des Gespräches achteten wir jede Pause, in der der Partner überlegte und nachdachte. Für die Dakotas war das Schweigen bedeutungsvoll. In Unglück und Leid, wenn Krankheit und Tod unser Leben überschatteten, war Schweigen ein Zeichen von Ehrfurcht und Respekt; ebenso, wenn uns Großes und Bewundernswertes in seinen Bann schlug. Für die Dakota war das Schweigen von größerer Kraft als das Wort.
Luther Standing Bear

Eines nur ist Glück hienieden,
Eins: des Innern stiller Frieden
Und die schuldbefreite Brust!
Und die Größe ist gefährlich
Und der Ruhm ein leeres Spiel;
Was er gibt, sind nicht’ge Schatten,
Was er nimmt, es ist so viel.
Franz Grillparzer (1791-1872)

Im Herzen des Taifuns könnte ein Kind schlafen.
Asiatisches Sprichwort

Lärm kann alles zerstören. Die Hölle könnte man sich so vorstellen: ständig einen laufenden Motor neben sich. Ohne Möglichkeit der Gewöhnung oder Betäubung. Seligkeit wäre dann vollkommene Stille. Nur stimmt das nicht für das Leben. Die Gefangenen in den Isolierzellen, die von vollkommener Lautlosigkeit umschloßen sind, beschreiben diesen Zustand als äußerste Qual.
Peter Noll (1926-1982)

Wenn wir still sind, kann der Teufel in unser Herz nicht eindringen. Darin liegt die Weisheit des Schweigens.
Seraphim von Sarow (geb. 1759 in Kursk, gest. 1833 in Sarow; lebte als Einsiedler in strengster Askese; wurde vom Volk schon zu Lebzeiten als heilig verehrt)


last update: 18.08.2015