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Johannes



Johannes der Evangelist - Der Adler

Der Adler, der König der Lüfte, gilt als stärkster Vogel, der am höchsten fliegt, der die schärfsten Augen besitzt und den selbst die Sonne nicht blenden kann. In den verschiedensten Völkern ist er Symbol für herrschaftliche Macht und geistige Höhe. In biblischer Tradition steht er für Gottes Macht, Gottes Liebe und allgemein für Jugend und Stärke des Glaubens. 

Zum Symboltier des Evangelisten Johannes wurde der Adler durch die Übertragung des Viererwesens aus den Visionen des Propheten Ezechiel und aus der Offenbarung des Sehers Johannes. Die Kirchenväter des 5. Jahrhunderts ordneten Johannes dem Adler zu, da er in einem einzigartigen spirituellen Höhenflug sich dem "wahren Licht" der Göttlichkeit des Logos nähert, von dem er gleich zu Beginn des Evangeliums spricht. So wie ein Adler sich zur Sonne erhebt, schwingt sich der Evangelist zu den höchsten Höhen des Bewußtseins auf. Unter den zentralen heilsgeschichtlichen Ereignissen des neuen Bundes steht der Adler in christologischer Interpretation für die Himmelfahrt. Da der Adler - nach Aristoteles - beim Aufstieg direkt in die Sonne blickt, galt er auch für den Christen als Vorbild der Kontemplation und spiritueller Erkenntnis. Der Christ soll - wie ein Adler - den Blick des Geistes zur Höhe heben und das Ewige betrachten. Antike Fabeln erzählen von der Verjüngung des Adlers, der, wenn seine Kräfte nachzulassen beginnen, in den Strahlenkranz der Sonne fliegt, um dort seine alten Fittiche zu verbrennen und die Augen von aller Düsternis zu reinigen. Danach wird er durch dreimaliges Eintauchen in eine Quelle wieder jung. Schon früh wurden solche Geschichten auf Taufe, Gericht und Busse bezogen. Wenn der Christ nach dem Vorbild des Adlers das Gewand des alten Menschen ablegt und die stumpfgewordenen Augen des Herzens der Sonne der Gerechtigkeit aussetzt, hat er die Verheißung, zur neuen Schöpfung zu werden, oder, wie der Psalmist sagt: "... dass seine Jugend sich erneuert, gleich dem Adler." 

Nach Johannes Sell



Johannes der Täufer - An der Schwelle des Neuen Bundes

Anders als bei den anderen Heiligen und Glaubenszeugen begeht die Kirche am 24. Juni den Geburtstag (und nicht den Todestag) von Johannes dem Täufer. Nach biblischer Überlieferung war Johannes´ Mutter Elisabeth mit ihm im sechsten Monat schwanger, als Maria die Geburt Jesu angekündigt wurde. Da die Geburt Jesu am 24. Dezember gefeiert wird, wurde folglich der Geburtstag des Johannes auf den 24. Juni datiert. Der festliche Gottesdienst zum Johannistag wird entweder am Tag selbst oder am vorangehenden Sonntag gefeiert. Wundersame Begebenheiten werden im Zusammenhang mit der Geburt berichtet. So verstummt der Vater Zacharias bei der Ankündigung des Ereignisses. Erst als er Tage nach der Geburt den künftigen Namen des Kindes "Johannes" auf eine Tafel schreibt, wird seine Zunge gelöst. Zacharias stimmt daraufhin einen Lobgesang an, der als das "Benedictus" später von der Kirche ins tägliche Morgengebet aufgenommen wurde. Johannes steht an der Schwelle des Neuen Bundes, den Gott durch Jesus Christus mit den Menschen schliesst. In seiner Busspredigt und mit der Wassertaufe am Jordan kündigt "Johannes der Täufer", wie er seither heisst, diese Wende an.

Im Zusammenhang mit der Feier des Johannisfestes haben sich an manchen Orten Volksbräuche entwickelt, wie z.B. Johannisandachten auf Friedhöfen und Johannisfeuer. Dadurch erhielten die sonst üblichen Sonnenwendfeuer eine christliche Bedeutung. Dieser Verbindung seines Festes mit den Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende, der Höhe des Jahres, liegt folgende Vorstellung zugrunde: Auf dem Höhepunkt des Lebens beginnt die Vergänglichkeit. Wie Johannes der Täufer von Christus, dem Heiland, gesagt hat: "Jener muss wachsen, ich aber abnehmen." (Joh.3,30). Wenn das äussere Licht abnimmt, darf das innere wachsen. Denn allein durch Christus, den Kommenden, ist Heil und ewiges Leben geschenkt!

Nach Ottfried Jordahn



Der Apostel und das Rebhuhn

Vom alten Apostel Johannes erzählt man sich, er habe gerne mit seinem zahmen Rebhuhn gespielt. Ein vorüberziehender Jäger verwunderte sich eines Tages sehr darüber, dass ein so angesehener Mann sich dafür hergab. Es schien ihm, der Apostel könnte seine wertvolle Zeit für wichtigere Dinge einsetzen. Deshalb fragte er ihn: "Warum vertust du deine Zeit mit einem nutzlosen Tier?"
Johannes hielt erstaunt inne und gab zurück: "Weshalb ist der Bogen in deiner Hand nicht gespannt?" "Das darf ich nicht, erwiderte der Jäger, "sonst würde der Bogen an Spannkraft verlieren, und wenn ich einen Pfeil abschiessen wollte, hätte er keine Kraft mehr."
"Junger Mann", belehrte ihn alsdann der alte Apostel, "so wie du deinen Bogen immer wieder entspannst, so musst du auch dich selbst immer wieder erholen. Sonst fehlt dir die Kraft für eine grosse Anspannung, und du kannst nicht mehr tun, was notwendig ist."



Johanniskraut hellt die Stimmung auf

Beim Pyramidenbau im alten Ägypten sollen die Arbeiter sogar gestreikt haben, wenn sie nicht genug von der "Stinkerzwiebel" bekamen. Die scharfen kleinen Zehen galten als wirksamstes Mittel gegen damals stark verbreitete Darminfektionen, wie das Kräuter-ABC des Landwirtschaftsverlags in Münster weiss. Heute, 4000 Jahre später, ist Knoblauch nicht minder angesagt. Das Blut - heisst es - soll durch Allium sativum, so der botanische Name, dünnflüssiger werden; die Fettwerte sollen sinken. Ob es sich tatsächlich zur Vorbeugung gegen Verkalkung (Arteriosklerose) eignet und damit zurecht als Medikament bezeichnet werden darf, wird derzeit wissenschaftlich untersucht.

Beteiligt an dieser Forschung ist Hilke Winterhoff. Seit über zwei Jahrzehnten untersucht die Professorin am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Münster schwerpunktmäßig Wirkmechanismen pflanzlicher Arzneien. In Sachen Knoblauch ist es ihr Part, festzustellen, ob die Knolle, vor der sich selbst Vampire fürchten, Nebenwirkungen erzeugen kann. Alle Labortests von Münster ergaben aber: Befürchtungen wie Knoblauch fördere die Kropfbildung, sind unbegründet.

Die 54jährige promovierte Pharmakologin, die "als zuständige Person" für Pflanzenpräparate am Bundesinstitut für Arzneimittel in Berlin zu den führenden Kapazitäten der deutschen Grundlagenforschung zur Behandlung mit Pflanzenextrakten (Phytotherapie) gehört, forscht auch über Johanniskraut. Wie für chemisch-synthetische Arzneimittel fordere der Gesetzgeber auch für rein pflanzliche Präparate den "Nachweis von Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit", sagt Winterhoff. Deshalb stehen auch im Volksbewußtsein von altersher bewährte Heilkräuter immer wieder auf dem Prüfstand der Schulmedizin.

Das rote Blütenöl des Johanniskrauts wurde schon im Mittelalter eingesetzt - meist zur Wundbehandlung. Heute ist die uralte Indikation zwar eher in Vergessenheit geraten. Dafür wird die Ende Juni gelbblühend am Wegesrand und auf Abraumhalden leuchtende "Schuttpflanze" (Winterhoff) in der modernen Medizin gern zur Behandlung leichter und mittelschwerer Verstimmungen (Depressionen) eingesetzt. Sie wirke "verdammt stark" und eigne sich als Stimmungsaufheller mindestens ebenso gut wie künstliche Produkte der Pharmaindustrie und sei zudem praktisch nebenwirkungsfrei, sagt Winterhoff.

"Das war nicht einfach zu beweisen", berichtet sie. "Wir haben Ratten mit der Johanniskrautlösung gefüttert und festgestellt, daß sie danach viel aktiver waren als ihre unpräparierten Artgenossen, die oft teilnahmslos herumhängen." Testprinzip sei "die Geschichte vom Frosch in der Milch. Der Optimist ertrinkt nicht in der Milch, weil er solange strampelt, bis sie zu Butter geworden ist. Der Pessimist geht unter". Was die Messung der Lebensfreude angeht, seien Versuchstiere überdies insofern zuverlässigere Probanden, "als es bei ihnen im Unterschied zum Menschen keinen so erheblichen Placebo-Effekt geben kann". Trotzdem spricht Hilke Winterhoff nicht gern über die rättischen Experimente, "weil ich sonst die Steine von Tierschützern in unseren Fenstern befürchten muß".

Fast drei Jahre schlägt die Diskussion über Johanniskraut (botanisch Hypericum) schon Wellen, und nach zahlreichen klinischen Studien ist die antidepressive Wirkung jetzt offensichtlich nicht mehr anzuzweifeln. "Trotzdem können Sie jetzt nicht einfach ein paar Büschel ausreißen und sich zur Entspannung Tee davon brauen", warnt Winterhoff. Hierzu atme die Pflanze "zuviel Dreck, zu viele Umweltgifte" aus der Luft ein. Außerdem müsse man "zehn bis 14 Tage täglich davon nehmen, um den gewünschten Effekt zu erzielen".

Manchmal seien pflanzliche Arzneien "auch schon im Handel, wenn wir sie untersuchen", sagt die westfälische Forscherin. Vielfach seien sie "nur vorläufig zugelassen" und bedürfen noch der endgültigen Genehmigung. Bemerkenswert findet Winterhoff, daß nicht nur die Aufsichtsbehörden, sondern auch die Pharmafirmen auf solche Studien drängen. "Wahrscheinlich," vermutet sie, sei die Industrie nach den Skandalen "einfach übersensibel geworden".

Interhoff hat bereits neue Projekte angepeilt. Demnächst soll geprüft werden, ob Wurzelextrakte von Kava-Kava, einer Pfefferpflanze aus der Südsee, Angst- und Zwangsvorstellungen lösen können. Schließlich ist die Forscherin auf das nordamerikanische Wanzenkraut gespannt. Cimicifuga racemosa wird nachgesagt, Beschwerden im Klimakterium, den Wechseljahren der Frau, zu lindern.

[APAnet] Jan. 1996


last update: 26.08.2015