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Gott des Trostes



Predigt zum Muttertag, 8. Mai 2016
St. Anna Gemeinde Zürich, gehalten von Pfarrer Jakob Vetsch

Der Gott des Trostes

Predigttext (Jesaja 66,12-14):
"Denn so spricht der Herr: Sieh, wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr (Anm. der Stadt Jerusalem) und den Reichtum der Nationen wie einen flutenden Fluss, und ihr werdet trinken; auf der Hüfte werdet ihr getragen, und auf den Knien werdet ihr geschaukelt. Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten, und getröstet werdet ihr in Jerusalem. Und ihr werdet es sehen, und euer Herz wird frohlocken, und eure Knochen werden erstarken wie junges Grün. Und die Hand des Herrn wird sich bekannt machen bei seinen Dienern und sein Zorn bei seinen Feinden."

Liebe Gemeinde

Angemessenerweise haben Muttertagspredigten die Frauen und Mütter im Fokus. Sie verdienen das. Für heute aber einmal andersherum geschaut, im Fokus Gott, die Quelle aller Güte. Auch er verdient das.

Dabei sticht zuerst die Stelle vom Prophetenbuch Jesaja 66,13 ins Auge, wo der Herr ausgeprägt mütterliche Züge annimmt: "Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten." Gemeint sind die Menschen in Jerusalem in der unguten Zeit der Zerstreuung. Mit dem Trösten ist hier die Bedeutung des sich Erbarmens gemeint, wie immer, wenn der Herr selbst der Tröster ist.
Die sich verlassen fühlen, sind nicht auch noch vergessen. Da gibt es nämlich im selben Buch 49,15 einen zweiten mütterlichen Vergleich des Herrn, der das zuspitzt. Zuerst die Frage, dann die Bestätigung: "Würde eine Frau ihren Säugling vergessen, ohne Erbarmen mit dem Kind ihres Leibs? Selbst wenn diese es vergessen würde, werde doch ich dich nicht vergessen!" Das Erbarmen, der Trost, besteht im Nichtvergessen, im Drandenken also. Es denkt jemand an dich, in jeder Situation deines Lebens. Gott hat dich nicht vergessen; daran darfst du dich festhalten und ihn auch nicht loslassen. Es folgt nämlich gleich im nächsten Vers die wunderbare bildhafte Steigerung: "Ich habe dich in die Handflächen geritzt." (49,16a) Der Ausdruck "geritzt" erstaunt; den verwenden wir doch, wenn etwas klar abgemacht und beschlossene Sache ist: "Das isch g'ritzt!" Ursprünglich könnte damit die Besiegelung eines Beschlusses durch den Bluteid gemeint gewesen sein. Gott hält, was er verspricht. Er erneuert die Gnadengemeinschaft mit denen, von denen er sich im Zorn abgewandt hatte.
Da gibt es bei Jesaja nämlich noch eine dritte Stelle, welche in Bezug auf den Trost von Gott oder auf den Gott des Trostes gelesen sein möchte. Es ist ein Bittruf an ihn: "Möge dein Zorn sich wenden, dass du mich tröstest." So dürfen wir flehen zu Gott, und er wird auf uns hören und uns neu in seine Gemeinschaft des Heils hineinrufen.

Im ganz grossen Stil widerfährt uns solche Gnade, solches Geschenk, durch Jesus Christus, wie wir es in der Lesung aus dem 2. Korinther 1 vernommen haben: "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis, so dass auch wir andere in all ihrer Bedrängnis zu trösten vermögen." Solche Bedrängnis bedeutet jede Anfechtung durch Krankheit, gemachte Fehler, Schicksal, Gegnerschaft und was auch immer. Da mit Bestimmtheit zu wissen, es gibt da oben im Himmel jemand der mich nicht vergisst, der an mich denkt, weil ich in seine Hand geritzt bin, das ist nicht nur viel wert, sondern entscheidend.

Aufgefallen ist Eurem Prediger dann noch beim Lesen von Jesaja 66,13 "Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten", dass die "Biblia Vulgata", die lateinische Bibelübersetzung, im selben Vers für "trösten" gleich zwei verschiedene Begriffe verwendet, nämlich "blandiatur" und "consolabor". Während das zweite Wort mit trösten, beschwichtigen, lindern übersetzt werden kann, bedeutet das erste sogar auch schmeicheln, liebkosen. Es gibt auch Wörterbücher, welche für beide Komfort verwenden. Ist das nicht besonders schön? Gott als Komforter. Gott als einer, der uns wie eine Mutter mit Komfort umgibt, wenn wir Enttäuschungen erleiden, von Krankheit heimgesucht werden, Schicksalsschläge hinnehmen müssen, Schweres zu ertragen und zu verkraften haben. Er denkt an uns. Er vergisst uns nicht. Er wird sich wieder melden, uns mit Trost überschütten und wieder neu in seine Gemeinschaft hineinrufen. Weil er uns in seine Handflächen geritzt hat. Weil er sein Wort hält. Weil er zu uns steht, durch Jesus Christus.

Amen.



GOTTESDIENSTABLAUF

Orgel-Eingangsspiel

Grusswort: "Du, Herr, hältst mich hinten und vorne umschlossen, und deine Hand hast du auf mich gelegt." (Psalm 139,5)

Lied 242,1-3 ("Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren")

Gebet zur Sammlung
Guter Gott, die Erwartungen an dich sind gross.
Wir spüren es allenthalben und auch an uns selbst.
Du bist derjenige, der Leben schafft.
Du bist derjenige, der Wunden heilt.
Du bist derjenige, der Licht ins Dunkel bringt.
Du vergibst, du tröstest, du nährst.
Wir bitten dich um dein Wort an diesem Muttertag;
um deine Gegenwart, um deine Kraft und Güte –
für uns und alle Menschen in den Gottesdiensten
und auf der ganzen Welt.
Amen.

Lesung: 2. Korinther 1,3-5
"Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis, so dass auch wir andere in all ihrer Bedrängnis zu trösten vermögen mit dem Trost, mit dem wir selber von Gott getröstet werden. Denn wie wir überschüttet werden mit dem Leiden Christi, so werden wir durch Christus auch überschüttet mit Trost."

Lied 243,1-3 ("Dir, dir, Jehova, will ich singen")

Predigttext: Jesaja 66,12-14
"Denn so spricht der Herr: Sieh, wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr (Anm. der Stadt Jerusalem) und den Reichtum der Nationen wie einen flutenden Fluss, und ihr werdet trinken; auf der Hüfte werdet ihr getragen, und auf den Knien werdet ihr geschaukelt. Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten, und getröstet werdet ihr in Jerusalem. Und ihr werdet es sehen, und euer Herz wird frohlocken, und eure Knochen werden erstarken wie junges Grün. Und die Hand des Herrn wird sich bekannt machen bei seinen Dienern und sein Zorn bei seinen Feinden."

Kleines Orgel-Zwischenspiel

PREDIGT: "Der Gott des Trostes"

Orgel-Zwischenspiel

Gebet (Fürbitten und Unser Vater)
Herr, wir bitten für alle, welche die Geborgenheit in dir nicht kennen – schenke ihnen Menschen, denen sie vertrauen können.
Wir bitten dich für alle, die sich danach sehnen, getröstet zu werden – sei du in ihren Herzen.
Wir bitten dich für alle, welche Verletzungen an und in sich tragen – sprich du dein heilendes Wort zu ihnen.
Schliesslich bitten wir dich auch für uns selbst und für jene, mit denen wir verbunden sind, und ganz besonders auch für deine Kirche in der ganzen Welt – komme du durch Jesus Christus immer wieder neu in unser Leben, der du bist: "Unser Vater im Himmel ..."

Lied 835,1-4 ("Gib uns Weisheit")

Mitteilungen

Lied 242,4-5 ("Lobe den Herren")

Segen

Orgel-Schlussspiel



Predigt GOTT DES TROSTES im PDF-Format


 
last update: 18.05.2016