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Predigt am Palmsonntag, 29. März 2015 in der Kirche von Wartau-Gretschins SG zur Goldenen Konfirmation
gehalten von Pfr. Jakob Vetsch, Sihlcity-Kirche Zürich


"Bleibe bei dem, was du gelernt hast"

Predigttext: 2. Timotheus 3,14-15
Der Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus:
"Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und voller Vertrauen angenommen hast.
Du weisst ja, von wem du es gelernt hast und dass du von frühester Jugend an
die heiligen Schriften kennst, die dir Einsicht zu geben vermögen in das,
was dir Heil verschafft, durch den Glauben an Jesus Christus."

Liebe Gemeinde,
geschätzte Goldene Konfirmanden!

50 Jahre Konfirmation – das ist ja ein schönes Fest, zu dem wir heute eingeladen sind, um mit Euch, liebe Goldene Konfirmandinnen und Konfirmanden, zu feiern!

Der Palmsonntag fiel im Jahre 1965 auf den 11. April. Ihr mögt Euch an die Forsythien in den Gärten erinnern, die mit ihrem satten Gelb entgegenleuchten – eine Wohltat nach der Winterzeit. Aber auch an das stille Weinen der Reben um diese Zeit in den schönen Weingärten mögt Ihr Euch erinnern.

Auf der Kanzel versah anno 1965 Pfarrer Rageth Bertogg seinen Dienst. Er amtete von 1961 bis 1972 in Wartau-Gretschins. In dieser Zeit wurde übrigens auf seine und seiner Frau Initiative hin der Kindergarten Wartau ins Leben gerufen.

Der Sprechende hatte seinen späteren Bündner Pfarrkollegen im Sommer 1977 auf einem Predigtbesuch in Jenins kennen gelernt. Er hatte damals in unvergesslicher Weise das eindrückliche Wort vom weisen Prediger Salomo 3,1 ausgelegt: "Alles hat seine bestimmte Stunde, jedes Ding unter dem Himmel hat seine Zeit." Ihr habt als Konfirmanden einprägsame und praktische Dinge von der Kanzel vernehmen können.

"Alles hat seine bestimmte Stunde, jedes Ding unter dem Himmel hat seine Zeit." Dies zu bedenken mag auch in die heutige Feierstunde passen, in welcher 50 Jahre des persönlichen Lebens und des Lebens der Gemeinde überschaut werden können. Da mag viel Schönes drin liegen, das uns Grund zur Dankbarkeit gibt; viel Schweres auch, in dem wir Trost gefunden haben; Gelungenes und Misslungenes; Antworten, die wir erhalten haben, Fragen auch, die der Beantwortung noch harren. In alledem nicht allein zu sein, sondern aufgehoben und geborgen in der Gemeinde von Jesus Christus, das kann uns wichtig geworden sein oder in der Zukunft wichtig werden. Ein Glaube mag uns begleiten, der uns trägt, der uns frei macht und uns den Weg weist.

Beim Weg durch das Gewühl des Alltagslebens verleiht uns der Blick nach Oben immer wieder neue Kraft. In einem Brief an einen trauernden Menschen vernehmen wir von folgender Beobachtung:

"Ich las einmal in einer Zeitschrift, dass die Seeschwalben, die kleinen Vögel, die ihre Eier an den Meeresstrand legen, ihre Nester kugelförmig bauen und so fest verschliessen, dass die Wogen des Meeres nicht eindringen können. Nirgends findet sich ein kleiner Spalt. Nur an der obersten Stelle steht das Nest ein wenig offen, und die zarten Vogeljungen bleiben am Leben, auch wenn das Wasser sie umbraust. Sie werden auf den Wellen getragen. Die Öffnung nach oben verschafft die zum Atmen notwendige Luft und gibt dem Schiffchen das Gleichgewicht. Wenn die Flut sie überrascht, schwimmen sie sicher auf den Wellen, ohne unterzugehen."

Etwas Goldenes ist ja etwas Wertvolles, ein Schatz, der fruchtbar werden kann für das Leben. Der Schatz des Glaubens öffnet immer wieder neue Türen und zeigt uns immer wieder neue Wege.

Unvergesslich erscheint uns auch die beliebte Geschichte, die gerne im Advent – der Busszeit vor Weihnachten – gelesen und dann das Jahr durch im Herzen behalten wird:

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heisse Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schliesslich ganz. 
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heisse Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts mehr wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne." Ein Luftzug ging durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr traurig meldete sich nun auch die dritte Kerze zu Wort. "Ich heisse Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie liebhaben sollen." Mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht. 
Da kam ein Kind ins Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: "Aber, aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Fast fing es an zu weinen. 
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heisse Hoffnung." Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze – und zündete die anderen wieder an.

"Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und voller Vertrauen angenommen hast. Du weisst ja, von wem du es gelernt hast und dass du von frühester Jugend an die heiligen Schriften kennst, die dir Einsicht zu geben vermögen in das, was dir Heil verschafft, durch den Glauben an Jesus Christus."

Diese Worte aus dem 2. Brief an Timotheus mögen wir nun mitnehmen in den neuen Lebensabschnitt und in die jetzt angetretene Karwoche. Der Palmsonntag dient dazu Jesus willkommen zu heissen. Die Karwoche erinnert daran, dass wir mit ihm sterben und auferstehen. Das Leben ist ein ständiges Loslassen und Neuerhalten. Es ist ein Kreislauf, in dem wir aufgehoben sind im Glauben und in der Gemeinde. Diesen Schatz des Lebens, dieses Glaubensgold wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.

Gott segne uns dazu. Amen.




GOTTESDIENSTABLAUF

Orgel Eingangsspiel und Einzug der Goldigen Konfirmanden mit dem Pfarrer

Grusswort: "Lobe den Herrn, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat." (Psalm 103,1-2)

Lied 247,1.2.5 ("Grosser Gott, wir loben dich")

Gebet zur Sammlung:

Guter Gott, segne uns den Anfang
dieses besonderen Feiertages und der Karwoche. 
Segne uns und diejenigen mit denen wir verbunden sind.
Segne uns und alle Menschen auf der Erde
und die ganze Schöpfung.

Wir ehren und preisen und loben dich
ob deiner Grösse und Güte.
Wir danken dir für das Leben
und dass du uns durch Jesus Christus liebst und befreist.
Wir lieben den Glauben und sind geborgen
in deiner Gemeinschaft und in der Kirche.

Mit Sorge nehmen wir jedoch wahr,
wie viele Menschen enttäuscht und hasserfüllt sind.
Es bereitet uns Kummer,
dass sie keine Perspektiven haben und kein Heil sehen.
Es ängstigt uns, wie grosse Mittel
für die Zerstörung von Leben bereitgestellt sind.

Dir vertrauen wir uns an, zu dir rufen wir um Gerechtigkeit, Respekt und Frieden
in unserer kleinen und in der grossen Welt, die vor dir auch klein ist.
Greife du mit deiner unendlichen Macht ein
und lenke alle Herzen auf dein Reich zu.

So wollen wir es weitersagen,
dein Wort von der Liebe, der Vergebung und Erlösung.
Wir wollen die frohe Botschaft
von deinem Kommen in unser Leben weitersingen.
Und wir danken dir dafür dass wir dazu gehören dürfen
und andere mitnehmen können. – Amen.

Choral "S'Chilchli" (Ökumenischer Kirchenchor Wartau)

Lesung: Kohelet 3,10-13
Worte des weisen Predigers Salomo:
"Ich sah, was Gott den Menschen zu tun überlassen hat. Alles hat er so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit. Auch die ferne Zeit hat er den Menschen ins Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht hat, nicht von Anfang bis Ende begreifen kann. Ich erkannte, dass sie nichts Besseres zustande bringen, als sich zu freuen und Gutes zu tun im Le-ben. Und wenn irgendein Mensch bei all seiner Mühe isst und trinkt und Gutes geniesst, ist auch dies ein Geschenk Gottes."

Choral "Bleibe bei uns" (Ökumenischer Kirchenchor Wartau)

Predigttext: 2. Timotheus 3,14-15
Der Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus:
"Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und voller Vertrauen angenommen hast. Du weisst ja, von wem du es gelernt hast und dass du von frühester Jugend an die heiligen Schriften kennst, die dir Einsicht zu geben vermögen in das, was dir Heil verschafft, durch den Glauben an Jesus Christus."

Kleines Zwischenspiel Orgel

PREDIGT: "Bleibe bei dem, was du gelernt hast"

Choral "Vaterunser" (Ökumenischer Kirchenchor Wartau)

Kerzen Übergabe und Segen für die Goldigen Konfirmanden

Fürbitten / Unser Vater

Lied 656,1-3.5 ("Ist Gott für mich")

Mitteilungen

Choral "I luege ue i d'Berge" (Ökumenischer Kirchenchor)

Segen

Schlussspiel Orgel


last update: 02.11.2015