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Rose


Rote Rosen - Foto: Stana Vetsch

Eine Geschichte

Während seines Pariser Aufenthaltes ging Rilke täglich um die Mittagszeit in Begleitung einer jungen Französin an einer alten Bettlerin vorbei. Stumm und unbeweglich sass die Frau da und nahm die Gaben der Vorübergehenden ohne jedes Zeichen von Dankbarkeit entgegen. Der Dichter gab ihr zur Verwunderung seiner Begleiterin, die selbst immer eine Münze bereit hatte, nichts.
Vorsichtig darüber befragt, sagte er: "Man müsste ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand."
An einem der nächsten Tage erschien Rilke mit einer wundervollen, halberblühten Rose. Ah, dachte das Mädchen, eine Blume für mich, wie schön! - Aber er legte die Rose in die Hand der Bettlerin...
Da geschah etwas Merkwürdiges: Die Frau stand auf, griff nach seiner Hand, küsste sie und ging mit der Rose davon.
Eine Woche lang blieb sie verschwunden. - Dann sass sie wieder auf ihrem Platz, stumm, starr wie zuvor.
"Wovon mag sie die ganzen Tage gelebt haben?" fragte das Mädchen.
Rilke antwortete: "Von der Rose!"
Josef Bill

Ein Zitat dazu:

"An der Hand dessen, der Rosen verschenkt, bleibt immer deren Duft haften."
Ebo Aebischer-Crettol



Die Rosen-Symbolik

Wegen ihrer Schönheit und ihres Duftes wurde die Rose seit alter Zeit besonders geschätzt. Als eine der häufigsten Symbolpflanzen steht sie, wie die Blumen ganz allgemein, für die Schönheit und das Wiedererwachen der Natur nach dem langen Winter, aber auch für die Kürze und die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Sie gehört auch zu den bevorzugten Pflanzen auf Paradiesdarstellungen.
Schon in der Antike wurden Gräber in Gärten angelegt oder mit Blumen geschmückt.
Auf christlichen Gräbern in den Katakomben finden wir Blumen- und Rosendarstellungen als Zeichen der Paradieses- und Auferstehungshoffnung.
Durch ihre meist rote Farbe war sie schon früh Sinnbild der Liebe. In christlicher Interpretation steht sie für das Blut Christi und der Märtyrer. Sie symbolisiert die Schale, die das Blut Christi am Kreuz auffing.
Eine weisse Rose ist Symbol der Reinheit, darüber hinaus - manchmal an Beichtstühlen zu finden -, Symbol der Verschwiegenheit.
Im Mittelalter galt die Rose als Inbegriff weltlicher und geistlicher Schönheit und Minne und wurde so in ganz besonderer Weise zum Mariensymbol. Darstellungen von Maria mit dem Jesuskind in einem Garten, oder vor einer Rosenhecke oder Rosenlaube übernehmen aus dem atl. Hohenlied das Bild des abgeschlossenen Gartens und wollen damit auf die Jungfräulichkeit und Reinheit der Maria hinweisen. Die Verbindung des Rosensymbols mit Maria steigert sich bis hin zu Dantes Schau von Marias himmlischer Verherrlichung, wo sie mit dem Jesuskind inmitten einer weissen Rose sitzt, umgeben von Heiligen auf den Blütenblättern. 
Die grossartigen Fensterrosen mittelalterlicher Kathedralen sind wohl eher im Zusammenhang mit der Kreis- und Sonnensymbolik auf Christus, die "Sonne der Gerechtigkeit", zu deuten. 
Schliesslich hat auch Martin Luther für sein Wappen auf die Rosensymbolik zurückgegriffen. Es zeigt ein rotes Herz mit schwarzem Kreuz - in diesem Sinne als Erinnerung an den alleinseligmachenden Glauben an den Gekreuzigten - inmitten einer weissen Rose, um "anzuzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Frieden gibt. Darum soll die Rose weiss und nicht rot sein, denn die weisse Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe".

Johannes Sell



Brot und Rosen

1912 haben die Arbeiterinnen in der Textilindustrie in Grossbritannien gestreikt. Ihre Transparente irritierten. Sie wollten nicht "mehr Lohn" oder "kürzere Arbeitszeit", nein, "Brot und Rosen" stand drauf. Brot und Rosen - was mich nährt und glücklich macht - oder wie es der chinesische Philosoph formuliert: "Ich habe Brot gekauft und rote Rosen geschenkt bekommen: Wie glücklich bin ich, beides in meinen Händen zu halten."
Monika Stocker, Stadträtin, Zürich, in: Tagblatt der Stadt Zürich, 16.02.2005, Kolumne "Persönlich", Letzte Seite

Ich muss auf Rosen liegen, denn ich spüre die Dornen.
Carl Hilty



Eine Predigt zum Rosenmonat Juni


last update: 03.05.2015