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Mensch und Menschsein


Expo 2002, Neuchâtel: Darstellung in der "Holzkugel"
Foto: Stana Vetsch


Mensch, schätze dich hoch ein, dann musst du dich nicht wichtig nehmen!
Ein Satz, den die Druiden laut zu wiederholen pflegten

Ich bin ein Christ, und mehr als dies kannst du von mir nicht erfahren.
Denn nichts Grösseres und Schöneres als dies könnte ich sagen.

Papylus, 2. Jh.

Der Mensch hat von allen Geschöpfen etwas: Er hat das Sein mit den Steinen gemeinsam, das Leben mit den Bäumen, das Fühlen mit den Tieren, das Erkennen mit den Engeln. Wenn der Mensch also mit allen Geschöpfen etwas gemeinsam hat, dann ist in ihm in irgendeiner Weise die ganze Schöpfung.
Gregor der Grosse

Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste der Natur; aber er ist ein denkendes Schilfrohr. Es ist nicht nötig, dass das ganze Weltall sich waffne, ihn zu zermalmen: Ein Dampf, ein Wassertropfen genügen, um ihn zu töten. Aber wenn das Weltall ihn zermalmte, so wäre der Mensch noch edler als das, was ihn tötet, denn er weiss, dass er stirbt, und kennt die Überlegenheit, die das Weltall über ihn hat; das Weltall weiss nichts davon. Unsere ganze Würde besteht also im Gedanken.
Blaise Pascal, Gedanken

Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
Goethes Faust auf seinem Osterspaziergang

Mensch sein heisst ganz speziell: verantwortlich sein. Es heisst schamrot werden vor dem Elend, auf das wir scheinbar keinen Einfluss haben. Es heisst stolz sein über einen Sieg, den die Kameraden errungen haben. Es heisst einen Sinn dafür haben, dass man am Bau der Welt mitwirkt, wenn man seinen Stein einsetzt.
Antoine de Saint-Exupéry

Nachdem er zum Monsignore ernannt worden war, redete ihn ein Seminarist einmal mit Don Luciani statt mit Monsignore an. Seine Kameraden korrigierten ihn, aber Luciani nahm ihn in Schutz und sagte: Schaut, mit diesen Titeln macht man sich über jemanden ein bisschen lustig... Die Menschen sind wie Fussbälle: Wenn der Fussball nicht aufgeblasen ist, liegt er unbeachtet in einer Ecke; ist er aber voll Luft, dann denken alle, sie können mit ihm machen, was sie wollen.
Johannes Paul I., Das Leben des lächelnden Papstes, Erzählt von einer Karmelitin, Verlag Neue Stadt, München 1990, S. 27

Der Mensch ist ein Rätsel, das wir nicht lösen können. - Brauchen wir darum Rätsel, die wir lösen können?
Petrus Ceelen, Stuttgarter Gefängnis- und Aids-Seelsorger, zu 1.Kor.13,12

MenschSein.jpg

Inschrift auf dem Kleinen Matterhorn, Zermatt
  Foto: Stana Vetsch, 16. Oktober 2005

Die fünf modernen Menschentypen aus der Lifestyle-Schublade: Puppie (Postmodern upwardly professional - postmoderne, aufstrebende Berufsleute); Yuppie (Young urban professional - junge, in der Stadt lebende Berufsleute); Dinkie (Double income no kids - Doppelverdiener ohne Kinder); Hiob (Half income one Baby - halbes Einkommen, ein Baby); Milkie (Modest introverted luxury keeper - introvertierter, zurückhaltender Luxusliebhaber).
Sonntagszeitung, 08.08.1993

Wenn er ausnahmsweise mal die Kanzlei verlässt und auf einen Kaffee nach draussen geht, will er nicht von "irgendwelchen Pennern" gestört werden. Da sitzt er dann. Walkmann im Ohr, die Frankfurter Allgemeine auf dem Schoss, und blickt nur manchmal auf, um einem hübschen Mädchen, am besten Typ Cindy Crawford, kurz zuzublinzeln.
Christian Wolff, 32, Anwalt in einer Grosskanzlei, tut einiges, um für einen Gewinner gehalten zu werden. Er verdient gut, arbeitet hart und sieht seine Freundin, eine Modedesignerin, nur am Wochenende. Darüber ist er ganz froh, die lockere Beziehung gibt ihm das Gefühl, nicht festgelegt zu sein. Den Urlaub verbringt der Oberstleutnant der Reserve bei den Übungen der Bundeswehr. Ansonsten möchte der Mann, der sich selbst als "eher konservativ" bezeichnet, mit dem Rest der Welt nichts zu tun haben. "Beim Wort Gesellschaft", sagt er, "fällt mir nur Stehempfang ein."
Tanz ums goldene Selbst, aus: Spiegel Nr. 22/94, S. 58

Eine alte Legende aus Israel erklärt: Als Gott, der Vater, am sechsten Tag seines Schöpfungswerkes noch einmal mit sich zu Rate ging, ob er den Menschen schaffen und wie er ihn schaffen sollte, da waren seine drei liebsten Töchter bei ihm: die Weisheit, die Gerechtigkeit und die barmherzige Liebe. Zuerst trat die Weisheit auf und sagte: "Vater, schaffe den Menschen nicht. Er wird deiner Weisheit nicht folgen. Die Menschen werden sich selbst zu Narren machen. Dafür ist deine Schöpfung zu gut! Gib sie dem Wahnsinn der Menschen nicht preis." Gott schwieg.
Dann kam die zweite Tochter, die Gerechtigkeit, zu Wort und sagte: "Vater, schaffe den Menschen nicht. Denn er wird deine Gerechtigkeit verwerfen. Es wird eine Schwester die andere verleumden vor dir und vor den Menschen. Es wird ein Bruder den anderen hassen, ja sogar töten. Die Menschen werden sich um Gerechtigkeit nicht scheren. Sie werden in ihrer Ungerechtigkeit und in Angst und Hass die Hölle aus deiner Welt machen!" Und Gott schwieg.
Da trat  die dritte Tochter, die barmherzige Liebe, vor und sagte: "Vater, was meine Schwestern vorbrachten, trifft zu. Es wird das eintreten, was sie vorausgesagt haben. Aber schaffe den Menschen doch! Schenke ihm als einziger Kreatur Freiheit und Liebe. Zwar ist Freiheit missbrauchbar und Liebe verletzlich. Aber sie beide machen die Würde des Menschen und deines Schöpfungswerkes aus. Ich will zu den Menschen hinabsteigen und will sie Liebe und Freiheit lehren. Ich will sie selber lieben so, wie sie sind. Dann erst wird deine Schöpfung vollendet sein. Denn die Krone deiner ganzen Schöpfung wird Liebe sein. Ich gehe zu den Menschen, und wenn es mich das Leben kostet." Da nahm Gott, der Vater, diese seine Tochter in die Arme, küsste sie, und danach schuf er den Menschen.


last update: 30.08.2015