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Predigt zum Sonntag, 22. Februar 2015 in Zürich-Leimbach, gehalten von Pfr. Jakob Vetsch

Glaube und Genügsamkeit


Predigttext: 1. Timotheus 6,6-12
"Es ist ja in der Tat die Frömmigkeit eine Quelle grossen Reichtums – wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist. Denn nichts haben wir in die Welt mitgebracht, so können wir auch nichts aus ihr mitnehmen. Haben wir aber Nahrung und Kleidung, so soll uns das genügen. Die aber reich werden wollen, geraten in Versuchung und in die Schlingen vieler törichter und schädlicher Begierden, die die Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Liebe zum Geld; von ihr getrieben, sind schon manche vom Glauben abgekommen und haben sich selbst viel Leid zugefügt. Du aber fliehe davor! Jage der Gerechtigkeit nach, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens! Ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist, der du dich zum guten Bekenntnis bekannt hast vor vielen Zeugen."


Liebe Gemeinde!

Wir wissen es: Am 15. Januar 2015 hat die Nationalbank den bis dahin vorübergehend geltenden Mindestkurs der Währung Euro bei CHF 1.20 aufgehoben. Dadurch büsste der in den benachbarten Ländern im Kurs stehende Euro an Wert ein. Im Radio war zu vernehmen dass nun dort für weniger Geld mehr eingekauft werden kann.

Das ist bestimmt allen zu gönnen, doch mag einem dann auch durch den Kopf gehen: Wenn wir jetzt ganz günstig so richtig viel einkaufen könnten, nach Herzenslust, was wäre es dann? Was bräuchten wir, und was täte uns gut? Und wir mögen dann die ernüchternde Feststellung machen, dass wir eigentlich ganz viel haben und dass es keine Selbstverständlichkeit darstellt. Das mag befreiend wirken. Die Frage, was haben wir eigentlich und was brauchen wir? Und es mag sich eine Dankbarkeit einstellen, eine Genügsamkeit vielleicht auch.

Unvergesslich, wie eine afrikastämmige Schweizerin in einer Diskussion über den Hunger in der Welt mit einem Mal seufzte und ihr die Worte über die Lippen fuhren: "Ja, der Hunger dort, und der Hunger hier ..." Darauf angesprochen, was sie damit meine, fuhr sie weiter: "Dem Hunger dort entspricht der Hunger hier. Dort nach Essen, hier nach Liebe." Defte, die Aussage, stark die Einsicht, woran es in unseren Ländern wirklich mangelt: Ein bisschen Verständnis, sich selbst verstehen und von anderen Menschen verstanden zu werden. Dort die materielle Not, hier die spirituelle.

Zu letzterer gehören sicher auch das Zulassen von Ungerechtigkeiten, das Wuchern von Egoismus und Unzufriedenheit sowie der Unfrieden im Allgemeinen. Und das war schon immer so. Daher der Rat aus dem 1. Timotheusbrief: "Es ist ja in der Tat die Frömmigkeit eine Quelle grossen Reichtums – wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist."
Die Frömmigkeit und die Genügsamkeit als ein Paar, das zusammengehört damit Frucht gedeihen kann. Die neutestamentliche Bibelstelle liefert anschauliche Begründungen und mündet dann unvermittelt ein in den Aufruf: "Ergreife das ewige Leben!" Das kann uns sagen: Bleibe nicht im Materiellen haften. Sammle die Güter dort wo sie Beständigkeit haben und überdauern. Es ist wichtig, dass wir uns nicht um diese Dimension im Leben bringen.

Der Hunger danach zu verstehen und Verständnis zu erhalten. In diesen Wintermonaten, in denen wir stärker auf uns selbst zurückgeworfen und der Ablenkungen draussen weniger sind, spüren wir das besonders und schmerzlich auch dann, wenn es gilt von lieben Vorausgegangenen Abschied zu nehmen.

Da lesen wir in einem Brief an einen trauernden Menschen von folgender Beobachtung:
"Ich las einmal in einer Zeitschrift, dass die Seeschwalben, die kleinen Vögel, die ihre Eier an den Meeresstrand legen, ihre Nester kugelförmig bauen und so fest verschliessen, dass die Wogen des Meeres nicht eindringen können. Nirgends findet sich ein kleiner Spalt. Nur an der obersten Stelle steht das Nest ein wenig offen, und die zarten Vogeljungen bleiben am Leben, auch wenn das Wasser sie umbraust. Sie werden auf den Wellen getragen. Die Öffnung nach oben verschafft die zum Atmen notwendige Luft und gibt dem Schiffchen das Gleichgewicht. Wenn die Flut sie überrascht, schwimmen sie sicher auf den Wellen, ohne unterzugehen."

Das Geistige immer wieder über das Materielle stellen und dadurch das ewige Leben ergreifen. Und wenn wir an die Endlichkeit des Zeitlichen, das uns manchmal so schwer ist, denken, dann fragen wir uns, was bleibt? Dazu hat mal jemand geschrieben:

"Die Liebe bleibt, die selbst das Herz empfunden, 
ein Quell, der rieselnd durch die Wüste rinnt. 
Die Hoffnung bleibt, im Tode zu gesunden, 
wenn alle Kämpfe ausgekämpfet sind. 
Der Glaube bleibt, dass wer da mutig ringt, 
dem Born der Kraft in Schmerzen näher dringt. 
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; 
am grössten aber unter diesen ist die Liebe."
(nach 1. Korinther 13,13)

Gott verhelfe uns dazu, dass wir immer wieder in ihm bleiben und er in uns. Er verhelfe uns dazu, dass wir stets aufs Neue die Liebe Christi erfahren und teilen dürfen, miteinander, in der Gemeinschaft des Herrn.

Amen.



GOTTESDIENSTABLAUF

Orgel-Eingangsspiel

Grusswort: "Das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen." (Johannes 1,17)

Lied 247,1.2.5 ("Grosser Gott, wir loben dich")

Gebet zur Sammlung:

Guter Gott, segne uns den Anfang
dieses Tages und dieser Woche.
Segne uns und diejenigen mit denen wir verbunden sind.
Segne uns und alle Menschen auf der Erde
und die ganze Schöpfung.

Wir ehren und preisen und loben dich
ob deiner Grösse und Güte.
Wir danken dir für das Leben
und dass du uns durch Jesus Christus liebst und befreist.
Wir lieben den Glauben und sind geborgen
in deiner Gemeinschaft und der Kirche.

Mit Sorge nehmen wir jedoch wahr,
wie viele Menschen enttäuscht und hasserfüllt sind.
Es bereitet uns Kummer,
dass sie keine Perspektiven haben und kein Heil sehen.
Es ängstigt uns, wie grosse Mittel
für die Zerstörung von Leben bereitgestellt sind.

Dir vertrauen wir uns an, zu dir rufen wir um Gerechtigkeit, Respekt und Frieden
in unserer kleinen und in der grossen Welt, die vor dir auch klein ist.
Greife du mit deiner unendlichen Macht ein
und lenke alle Herzen auf dein Reich zu.

So wollen wir es weitersagen,
dein Wort von der Liebe, der Vergebung und Erlösung.
Wir wollen die frohe Botschaft
von deinem Kommen in unser Leben weitersingen.
Und wir danken dir dafür dass wir dazu gehören
und andere mitnehmen können. – Amen.

Lesung: Hiob 1,20-22
Nach der ersten Prüfung Hiobs geschah folgendes:
"Hiob stand auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt, und er liess sich zur Erde sinken und warf sich nieder und sprach: 'Nackt bin ich gekommen aus dem Leib meiner Mutter, und nackt gehe ich wieder dahin. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.' Bei alldem sündigte Hiob nicht, und er sagte nichts Törichtes gegen Gott."

Lied 694,1-2 („Harre, meine Seele, harre des Herrn“)

Predigttext: 1. Timotheus 6,6-12
"Es ist ja in der Tat die Frömmigkeit eine Quelle grossen Reichtums – wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist. Denn nichts haben wir in die Welt mitgebracht, so können wir auch nichts aus ihr mitnehmen. Haben wir aber Nahrung und Kleidung, so soll uns das genügen. Die aber reich werden wollen, geraten in Versuchung und in die Schlingen vieler törichter und schädlicher Begierden, die die Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Liebe zum Geld; von ihr getrieben, sind schon manche vom Glauben abgekommen und haben sich selbst viel Leid zugefügt. Du aber fliehe davor! Jage der Gerechtigkeit nach, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens! Ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist, der du dich zum guten Bekenntnis bekannt hast vor vielen Zeugen."

Kleines Orgel-Zwischenspiel

PREDIGT: "Glaube und Genügsamkeit"

Orgel-Zwischenspiel

Gebet / Unser Vater
Guter Gott, alles was ich zum Leben brauche, habe ich.
Ja, ich besitze mehr als notwendig ist,
und so reicht es auch noch für andere.
Manchmal macht sich Unzufriedenheit breit.
Schenke mir Freude an dem, was ich habe,
und gib mir Gelassenheit.

Lied 656,1-3.5 ("Ist Gott für mich")

Mitteilungen und Abkündigungen

Lied 350 ("Es segne uns der Herr")

Segen

Orgel-Schlussspiel



last update: 22.03.2015