CHRISTentum.ch
Ein Portal für das Christentum in der Schweiz

Das Gotteshaus zu Serneus

Nachwort vom Jahr 2004


Nun liegt es also nach 25 Jahren wieder vor, das Büchlein "Das Gotteshaus zu Serneus". Zu verdanken ist das der Initiative des Kirchgemeindevorstandes Klosters-Serneus, dem es ein Anliegen ist, dass die reiche Geschichte der Kirche St. Sebastian und des schön gelegenen Dorfes Serneus als Schrift greifbar und im Bewusstsein lebendig ist. Darin liegt eine grosse Kraft, die für Entscheidungen der Gegenwart, welche in die Zukunft tragen sollen, genutzt werden kann. Der Zeitpunkt des 525-jährigen Bestehens des Gotteshauses ist dazu bestimmt gut gewählt. Ich gratuliere zu diesem Jubiläum und zu allem, was in dieser langen Zeit zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen gelingen durfte!

Es ist auch für den Verfasser ein eindrückliches Erlebnis, wenn ein Viertel Jahrhundert nach dem Erscheinen eines Bändchens die Anfrage kommt, dieses neu zu bearbeiten. Erinnerungen werden wach, wie es damals, 1979, war: Die Bemühungen um das Ausfindigmachen und Zusammenstellen der historischen Fakten, der Druck und das Erscheinen dieses ersten Serneuser Büchleins, und schliesslich das Fest am Reformationssonntag mit der freudig herbeigeeilten Gemeinde und den Pfarrkollegen Karl Sulzbach und Klaus Otte im damals fünfhundertjährigen Gotteshaus. Besonders eindrücklich war das Abendmahl mit dem kurz zuvor der Vergessenheit enthobenen, ältesten, gotischen Kelch aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Als junger Prediger war ich vor dem Gottesdienst natürlich sehr aufgeregt, was meinen Kollegen nicht verborgen blieb. Karl Sulzbach meinte beruhigend: "Ein Fest kann man nicht ‚machen’." Ich muss ihn ziemlich verdutzt angeschaut haben, denn er wiederholte den Satz, und ich realisierte: Die Betonung lag auf dem letzten Wort. Ja, das Gelingen eines Festes ist letztlich nicht machbar, auch wenn viele Vorbereitungen und Anstrengungen dazu erforderlich sind. - Im Leben ist das auch so: An Gottes Segen ist alles gelegen! Ich habe das nie mehr vergessen. - Klopfenden Herzens ging es alsdann vom Pfarrhaus zur nahen Kirche, und es wurde eine wundervolle Feier an einem herrlich strahlenden Herbsttag!

Seinen Anfang nahm mein Erstlingswerklein mit einer gehörigen Portion Neugierde und einem Besuch bei Andres Rüedi auf dem Höfji in Mezzaselva. Er zeigte mir eine Broschüre von Anton von Sprecher über das Zinsbuch der Kirche Serneus aus dem Jahre 1479. Erfreut merkten wir, dass ein hohes Jubiläum ins Haus stand! Der Kirchgemeindevorstand griff die Idee auf, regte die Festschrift an und ermöglichte deren Herausgabe. Zuerst dachten wir an acht oder sechzehn Seiten, schliesslich waren es deren achtzig. Bei der vorliegenden Neuherausgabe sind es noch mehr: Die Liste der Pfarrpersonen wurde auf den aktuellen Stand gebracht, und neu dazu gekommen sind die Haussprüche und der Bericht über die 500-Jahr-Feier.

Die erste Gemeinde hat mich sehr geprägt, und ich werde mich ihr immer freundschaftlich verbunden wissen. Viele Weisheiten der Bevölkerung des oberen Prättigaus und manche Begegnungen und Erlebnisse begleiten mich auf meinem weiteren Wirkungsweg und tragen immer wieder neue, gute Früchte.
Dem Kirchgemeindevorstand danke ich für die Neuherausgabe und meiner Frau Stana für die Unterstützung meiner Arbeit. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich von Herzen viel Freude und Gottes Segen!

Jakob Vetsch, Pfarrer
Zürich, Pfingsten 2004


last update: 05.10.2015