CHRISTentum.ch
Ein Portal für das Christentum in der Schweiz

Humorvolles zur Amtseinsetzung von Pfarrpersonen

MK-Innen.jpg

Ein Blick in das Innere der Kirche Zürich-Matthäus
Foto: Jakob Vetsch, 15.06.2004


Bäsi Christenmensch, geborene Mundstück

O Trine, o du glaubst es kaum: Der neue Pfarrer ist ein Traum! O liebe Trine, so wie der Spricht keiner im Bezirke mehr, So laut, so schön, so süss, so klar, So wahr und einfach wunderbar! Ich bin als Hörerin beglückt, Der Erdenlast beinah entrückt, Und spüre echten Himmelshauch, Hansjakobs Mina sagt es auch.

Drei Jahre später: Mit unserm Pfarrer hapert´s sehr; Die Predigten sind viel zu schwer Und viel zu laut und viel zu lang, Ums Herz herum wird´s mir oft bang. Ich geh im Monat noch einmal, Und dieses wird mir fast zur Qual, Des Chaschpars Stine sagt es auch, Und so viel Singen ist nicht Brauch. Wir hören Radio im Bett, Das ist bequem und das ist nett, Man hat doch was und ist allein Und nicht in dem Gesangsverein!

Sechs Jahre später: Ach, Anneli, nimm mir´s nicht krumm: Der Kirchgang wird mir bald zu dumm! Ich ging nur zweimal dieses Jahr, Und war dann jedes Trostes bar, Der Pfarrer macht die Leute schlecht, Ich aber bin gerecht und recht, Und gar nicht wie die Fädlerin, Die dorfbekannte Sünderin. Wer recht tut und wer niemand scheut, Der wird vom lieben Gott erfreut, Das ist seit unsrer Jugend schon Ton, Sitte und Religion. Wir halten halt am alten Brauch, Das sagt mein Debis immer auch.

Neun Jahre später: Dem lieben Herrgott sei´s geklagt: Die Kirche hat bei uns versagt! Sie macht nicht mehr mit altem Fleiss Nach alter Art die Hölle heiss. Der Nachtlärm fährt durch Mark und Bein, Die ganze Nacht gibt´s Stelldichein. Der Jugend fehlt der Tugend Zucht, Sie lacht und schreit und pfeift und flucht. Der Betzeitglocke trauter Ton Erklingt den Gofen wie zum Hohn, Bis nachts um neun Uhr oder zehn Kann man die Schlingel schlingeln sehn. Wenn Vater, Mutter, Lehrer spricht, Sie folgen unsereinem nicht, Sie lesen Schund von Wien, Berlin, Susanne, sag, wo führt das hin? Im Sternen hat man auch gesagt: Die Kirche hat bei uns versagt!

Zwölf Jahre später: Ach, Trine, Stine, Anneli, Ach, Mine und Susanneli, Ach, mir verschlägt´s beinah das Wort; Der liebe Pfarrer will scheints fort. Ach, das ist jetzt ein schwerer Schlag, Ach, das ist jetzt ein schwarzer Tag, Ach, ich bin traurig und verstört; Ich hab ihn doch sooo gern gehört!

Saulus Gessler

Hinter dem Pseudonym "Saulus Gessler" verbirgt sich
der einstige Grabser Pfarrer Paul Vogt, der als Flüchtlingspfarrer bekannt wurde.
Er hat dieses Gedicht vor vielen Jahrzehnten
im "Leben und Glauben" veröffentlicht.
Paul Vogt, Dr. theol. h.c., war von 1947 bis 1959 Pfarrer in Grabs SG.


C.G. Jung

Der einstige Pfarrerssohn Carl Gustav Jung schrieb einmal, es sei nicht leicht, mit Theologen ins Gespräch zu kommen: Sie hörten nicht den anderen (der von vornherein unrecht habe), sondern nur sich selbst (und würden dies das Wort Gottes nennen). Das komme, so der Schweizer Psychologe, vielleicht daher, dass sie - die Theologen - gezwungen seien, von der Kanzel herunter zu predigen, worauf niemand antworten könne. Diese Einstellung habe ihn aus der Kirche verscheucht.

Zwar unterhalte er sich nach wie vor gerne mit Theologen, protestantischen wie katholischen, "welche verstehen und verstehen wollen, wovon ich rede". Die Unterhaltung erreiche allerdings dort ihr Ende, "wo man an die Mauer von Kirche und Konfession anstösst, denn dort beginnt die Rechthaberei... Deshalb lacht der Teufel angesichts der sich befehdenden 400 protestantischen Denominationen und des grossen reformatorischen Schismas. Wenn nicht einmal die christlichen Kirchen sich einigen können! Welch infernalische Blamage!"

An anderer Stelle schrieb Jung: Jede Versteifung auf konfessionalistische Standpunkte vergrössere den Riss und vermindere die moralische und geistige Autorität des Christentums, aber gewisse Leute seien "wie mit Blindheit" geschlagen...

Adalbert Ludwig Balling: "Jeder Tag ist ein guter Tag"
Verlag Herder Freiburg i.Br. 1991, S.57


William Wolfensberger, 1889-1918

Weltliche Sätzlein zu geistlichen Dingen:

Man kann unterscheiden zwischen Predigten und Kanzelreden. Ein Pfarrer, der noch nie über die sonntäglichen Kirchenglocken verzweifelt ist, hat lauter Kanzelreden gehalten.

Aus einem Stotterer kann ein Prophet werden. Aus einem Redner kann nichts mehr werden.

Wer lächelnd die Kanzeltreppe hin-ansteigt, geht sicherlich im Triumph hinunter. Wer triumphierend die Kanzeltreppe hinuntersteigt, der halte sich fest am Geländer; denn er ist dem Fall und Schwindel nahe.

Für viele Theologen ist Gott die patentierte Klammer, die ihnen an ihrem Waschseil die dürftige Wäsche festhält.

Es gibt Theologen, denen ein kleiner Irrtum passierte: Sie meinten Warenhaus mit Großbetrieb - und gerieten in die Theologie.

Es ist mit den Theologen wie mit einer Kuhherde auf der Alp: die stolzesten Schellenkühe brauchen gar nicht unbedingt die kräftigste Milch zu liefern!

Viele Leute betrachten den Pfarrer als eine Art Kanarienvogel. Er wird in einem Käfig zahm gehalten, und ab und zu wird er bewundert, wenn er wacker trillert. Wenn die Triller aber zu tief einschneiden, wird man ungehalten und schimpft über den Piepmatz.

Nicht um zu entzücken, nicht um zu begeistern, aber um zu beglücken und zu verbinden, dazu soll gepredigt werden.

Wer es allen Menschen recht machen kann, macht es einem sicher unrecht: Gott.

Widerstand kann auch ein Gradmeßer der Göttlichkeit sein.

Auch aus Steinen des Anstoßes sind schon Häuser gebaut worden.

"Man muß sich seiner Gemeinde ´anschmiegen´ lernen", lächelte jener Priester überlegen und unterzeichnete dem Teufel den Anstellungskontrakt.

Es gibt Pfarrer, denen eine Kuhglocke so tief an das Herz greift wie ein Kirchengeläute - weil sie noch geistlich sind.

Pfarrer sein wäre so schön, wenn man nur auch geistlich sein könnte. Pfarrer sein wäre so groß, wenn man nur auch geistlich sein dürfte!

Der Pfarrer, der anders ist, anders sein will, anders sein soll und nicht anders sein darf, steht in jenem elementaren Spannungsfeld, das mit dem Phänomen der Andersartigkeit immer verkoppelt ist. ... Die Andersartigkeit des anderen bildet das Grundproblem jeder Erfahrung und macht das Verständnis für gesellschaftliche Außenseiter so schwierig. Der andere gehört zum Grundbestand sozialpsychologischer und sozialontologischer Reflexionen. Daß Gott der ganz andere und der ganz ändernde ist, darauf verläßt sich in Ehrfurcht und Hoffnung der christliche Glaube. 

Manfred Josuttis, Der Pfarrer ist anders. Aspekte einer zeitgenössischen Pastoraltheologie, (c) Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh


S´isch nid liecht, Pfarrer z´sii!

En Pfarrer hät en schwäre Stand, vor allem eina uf em Land. Was´er o macht - sig´s guet oder schlecht -, s´isch sicher naiswem nid recht.

Isch sini Predigt churz und bündig, würd kritisiert mit de Begründig dä häi denn nid viel z´säga, e halbi Stund mögt´s scho verträge.

Isch si z´nöchscht Mol ziemlich lang, dänn heißt´s: De prediget efang scho gschlagni halbi Stunde, er het und het de Schluß nid gefunde!

Hät´er si uf Hoechdütsch, heißt´s no glii: S´isch wider en Vortrag gsii, dä söll doch reda frei und frisch, wie´n´em de Schnabel gwachse isch!

Isch si schwiizerdütsch, würd gsait: Das macht aim gär kei Fröd, s´isch nur e Plauderei, mi nimmt nid gliech viel mit hei.

Goht´er bim Reda noch de Bible, tuet me nems o verüble: En Pfarrer sött hüt - das sait en jeda! - vor allem us em Läbe reda.

Aber wenn´er us em Läbe redt, dänn mach i mit eu jedi Wett, chunnt´em eina go vorheeba, er sötti scho mea vu de Bible reda...

Tuet´er am Grab en Toeta eahra, dänn muess´er nochher sicher ghöera, das sei no wagger ghüchlet gsii - esoa´ne gueta Chaib sei das nid gsi!

Und hät´er emol alles gsait, dänn het´s´em o scho Schimpf iiträit: Mi söll di Toeta doch nid richte, mi bruchi nur z´Gueti brichte.

Isch sini Gsinnig echli streng, dänn heißt´s no schnell, er sigi z´eng - und ischt´er tolerant, heißt´s glii: Chli strenger dörft´er denn scho sii!

Im Unterricht, was er o leart, s´isch immer grad s´Vercheart. Die Chinn sin doch eifach z´jung für d´Botschaft vum Evangelium!

Und goht´er d´Lüt nid hei go bsueche, dänn tonn´si grad nomol fluecha. Er fröge eim scho grad nüt deno, de Früenrig sei no fliissiger chu.

Macht´er Bsüech, heißt´s hinnenummi, wie dä eim starch versummi. Sei dä emol do, well´er grad numme guh.

Goht´er i d´Beiz, heißt´s no glii, er sötti scho seriöser sii. Und goht´er nie, isch´s o gär nüt, er sött halt scho meah under d´Lüt!

Äch, wien´er´s o macht, es isch letz, "Allen Leuten recht getan», das isch e Gsetz, «ist eine Kunst, die niemand kann."

S´git nur ei Löesig us dera Noet: Er muess selber wüsse, was´er wott, de lieb Gott söll´s em säga, dänn mag´er o d´Kritik verträga.

Gemeindeseite Krummenau SG in: Kirchenbote St.Gallen 4/95


Wer was macht

Als Abu Sa'id (967-1049) bei einem Theologen sass, und sich eine für ihn wichtige Angelegenheit von selbst regelte, lobte er mitten in der Rede Gott und sagte, seine Sachen würden eben von Gott erledigt. Der Theologe wehrte sich: "Ach so, und unsere schnitzt der Schreiner Abu Ali?" Abu Sa'id entgegnete: "Nein, aber bei euren Sachen steht immer ihr da, ihr sagt, ich habe das gemacht oder werde das machen, und so müsste es gemacht werden. Auch eure Sachen macht Gott, aber ihr sagt: Wir sind da. Wir dagegen sind bei unsern Sachen nicht mehr da."
 


   last update: 22.03.2015