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HUBERTUS-FEIER


Liturgie

Eingangsspiel der Orgel und Einzug der Bläsergruppe 

Jagdhornbläsergruppe: "Begrüssung"

Grusswort "Ach, mein Gott, wie wunderbar nimmt dich meine Seele wahr. Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin." (Joachim Neander, 17.Jh., Lied 51,6) - Die Gemeindelieder werden nicht angesagt.

Jagdhornbläsergruppe: "Kurie" 

Jagdhornbläsergruppe: "Introitus"

Lesung durch einen Bläser: Psalm 42 

Gemeindelied 12,1-3 (Orgel)

Gebet

Jagdhornbläsergruppe: "Gloria" 

Jagdhornbläsergruppe: "Offertorium" 

Predigt 

Zwischenspiel der Orgel 

Gemeindelied 51,1-6 (Orgel)

Fürbitten und Unser Vater

Jagdhornbläsergruppe: "Sanctus" 

Jagdhornbläsergruppe: "Deogratias"

Mitteilungen: Dank für die Darbietungen aus der Jägermesse von Hermann Neuhaus für First-Bless und Parforce-Hörner. Nach dem Segen hören wir das Stück "Wiedersehen" und bleiben dazu sitzen. Vor der Kirche gibt es im Anschluss an den Gottesdienst (bei wirtlichem Wetter) noch ein kleines Konzert.

Gemeindelied 59,1.7.8 (Orgel)

Segen

Jagdhornbläsergruppe: "Wiedersehen" 

Ausgangsspiel der Orgel



Predigt: Hubertus und das Jagen

Liebe Festgemeinde!

Zuerst will ich Ihnen vom Leben und aus der Legende des Hubertus erzählen. Er wurde ums Jahr 656 geboren, stammte aus einem fürstlichen Haus und war der älteste Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse. Dem Stand entsprechend, wurde der Knabe früh in die Kunst des Bogenschiessens eingeweiht und dem Waffendienst zugeführt. Mit besonderer Tüchtigkeit erklomm er Rang um Rang und gelangte bald in die höchsten Stellungen des Reiches. Für den in jungen Jahren geleisteten Kriegsdienst bedachte ihn der König von Frankreich schliesslich mit ausgedehnten Ländereien. Hubertus vermählte sich mit der schönen Floribana von Löwen. Doch den beiden war nur ein kurzes Eheglück beschieden, da sie nach der Geburt des ersten Kindes Floribertus dahinwelkte... Darüber empfand der zurückgebliebene Gatte einen dermassen unsäglichen Schmerz, daß er sich um so heftiger in weltliche Ablenkungen stürzte. Mit besonderer Leidenschaft widmete er sich der Jagd. An den Adelshöfen war damals gerade die Hetzjagd in Mode gekommen, die Hetzjagd auf Sau, Reh und Hirsch. Graf Hubertus war mit seinen scharfen Hunden an Grausamkeit nicht zu überbieten. Sein Eifer machte auch vor den heiligen Tagen, den Sonntagen, den Christustagen, nicht Halt. Da spürte er an einem hohen Feiertag, dem Karfreitag, einen kapitalen Hirsch auf. Zu seiner Verwunderung blieb dieser vor ihm ruhig stehen. Schon hatte Hubertus den Bogen gespannt, um ihn zu erlegen, da erblickte er zwischen den Geweihstangen des prächtigen Tieres ein golden strahlendes Kreuz. Erschrocken sprang der Jäger vom Pferd, fiel auf die Knie und fragte zu der Stimme hin, die ihn beim Namen gerufen hatte: "Herr, was willst du, das ich tun soll?" Und die Stimme mahnte ihn, über den Dingen dieser Welt das ewige Leben nicht zu vergessen. 

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Dieses Erlebnis liess Hubertus nicht mehr los. Es beschäftigte ihn derart, dass er sich mit ganzer Seele Gott zuwandte. Er legte den Grafentitel ab, verschenkte sein Vermögen den Armen und begab sich für einige Zeit in die Einsamkeit der Ardennen... Dann fand er den Weg zu Bischof Lambert von Maastricht, der den veränderten Hubertus im Glauben unterrichtete und zum Priester weihte. Später wurde Hubertus nach anfänglichem Zittern und Zagen, aber schliesslich durch einen Engel bestärkt, zu dessen Nachfolger im Bischofsamt. Und was tat er? Er missionierte vor allem in seinem früheren Jagdgebiet, den Ardennen, und zwar unter großer Mühsal und Anstrengung, waren doch damals dort die heidnischen Bräuche noch fest verwurzelt. Hubertus starb im Jahre 727. Er gilt als Patron der Jäger, der Forstleute und der Schützen. Sein Tag ist der 3. November.

Meine Lieben! Obschon (oder gerade: weil) Hubertus sein Jagdhandwerk aufgab und sein Leben von Grund auf änderte, ist er zum Leitstern und Vorbild vor allem der Jäger geworden. An ihm orientieren sie ihr Leben, von ihm her beziehen sie die Kraft und die Ethik zur Ausübung der Jagdtätigkeit. Da liegt eine ganz grosse Kraft drin, und wir fragen uns jetzt, was das für eine Kraft ist und woher sie kommt. Wir blenden zurück zu jenem Schlüsselerlebnis, das die Veränderungen in Hubertus hervorrief: Es ist Karfreitag, Fest der Erinnerung der Kreuzigung unseres Herrn. Hubertus, abgekämpft durch die lange Pirsch, befindet sich endlich vor einem stolzen Tier, das in die Enge getrieben ist und keinen Ausweg mehr erkennt. Wir hören das heisere Kläffen der Hunde. Und der Hirsch schaut mit seinen grossen, dunklen Augen erschreckt ins Gesicht des Jägers. Jener ist an seinem Ziel, dieser kurz vor dem Tod... Da, plötzlich, erschaut der Jäger im Blick des gehetzten Tieres die Abgründigkeit seiner selbst und das Leid und Elend der ganzen Welt! Er sieht sich allen Ängsten und Bedrohungen gegenüber, die auf dieser Erde ausgestanden werden und die er auch in sich selbst trägt. Er erkennt den leidenden Gottesknecht, der jedem Geschöpf und der ganzen Schöpfung innewohnt. Er erkennt sich selbst in den angstvollen, hilfesuchenden Augen jenes Hirsches, den er mit so grossem Erfolg gejagt hatte. Der heilige Franz von Assisi hätte zu ihm "Bruder Hirsch" gesagt... Das war das entscheidende Erlebnis des heiligen Hubertus, ein Geschwister-Erlebnis, die Begegnung mit dem leidenden Christus. Und dazu das strahlend-weisse Kreuz im Geweih des Tieres. Im geängstigten Hirsch und im leuchtenden Kreuz sah er das Leid und seine Überwindung, die Kreuzigung und die Auferstehung. Und er fühlte sich angezogen von der umfassenden Liebe Christi, die sein Herz mit einemmal durchflutete - und er entschied sich, sein Leben fortan zur Milderung des Leidens und zur Linderung und Heilung von Schmerzen einzusetzen. Er stellte sich ganz in den Dienst der allumfassenden Liebe Christi. 

Das ist die unendlich grosse, wegweisende Kraft, aus der die Jäger und die Freunde des Waldes jedes Jahr in der Hubertus-Feier und immer, wenn sie sich an ihrem Vorbild orientieren, schöpfen. Von daher beziehen sie ihren Glauben und daher rührt ihre Verantwortung, die sie nicht nur Jäger, sondern auch Heger und Pfleger sein lässt. Hubertus ist aber nicht nur für die Freunde der Jagd attraktiv, sondern er kann uns allen ein Vorbild dafür sein, auf die Stimme des Herrn zu hören, uns ihr zuzuwenden und ihm nachzufolgen. Dazu gehört, dass wir die Prioritäten im Leben neu setzen: Nicht der Sieges- und Machttrieb, nicht der äussere Glanz und Erfolg, nicht die Trophäen, Titel und Abzeichen, nicht Vorrang und Privilegien sind die Antriebfeder unseres Tuns, sondern der Dienst am Leben und die Barmherzigkeit, die Liebe zur Schöpfung und zum Geschöpf, der Lebenssinn und die Hoffnung, die Freude an der Entfaltung des Lebens und die Begeisterung für das Wunder und die Vielfalt der Güte Gottes spornen uns an. Der Name Hubertus steht für einen zärtlichen, geschwisterlichen Umgang mit der Schöpfung, für eine starke Gottesbeziehung und für ein sinnerfülltes Leben - ein sinnerfülltes Leben, das nicht kurzschlüssig immer nur das nächste Ziel im Auge hat, sondern auf das Ganze bedacht ist, zu dem auch das Ende nicht nur des Tieres, sondern auch des Menschen zählt. Was hat doch Hubertus in jenen entscheidenden Sekunden gesagt und gehört? "Herr, was willst du, das ich tun soll?" Und die Stimme mahnte ihn, über den Dingen dieser Welt das ewige Leben nicht zu vergessen...

Kein Mensch, der soetwas zu Herzen nimmt, bleibt derselbe wie vorher. Und darum ist es interessant zu sehen, wie die Bibel mit dem Wort "jagen" umgeht. Hier einige Kostproben:

"Wer ist der Mensch, der ein glückliches Leben begehrt und gern gute Tage sähe? Der meide das Böse und tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach." (Psalm 34,13.15)

"Ich vergesse, was hinter mir ist, strecke mich aber nach dem aus, was vor mir ist, und jage, das Ziel im Auge, nach dem Kampfpreis der Berufung nach oben durch Gott in Christus Jesus." (Phil.3,13.14)

"Sehet zu, dass keiner einem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jaget allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen jeden!" (1.Thess.5,15)

"Du, o Mensch, jage der Gerechtigkeit nach, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben!" (1.Tim.6,11.12)

Die Bibel gebraucht das Wort "jagen" gern und oft. Aber die Prioritäten sind ganz klar gesetzt: Es geht um das Ganze, um den Frieden, um das Gute, die Nähe zu Gott und das ewige Leben - und nicht um das vergängliche Glück und eine wilde Eroberung und das nimmersatte Verschlingen des Lebens. Es geht letztlich also nicht um weniger, sondern um mehr. Das gibt uns eine wunderbare Freiheit im Leben: die Freiheit vom äußeren Erfolgsstreben, die Freiheit von dem Urteil anderer - und die Freiheit für das Sinnerfüllte, die Freiheit für das Leben in Gott. Hubertus kann uns diesen Weg weisen. Und damit wir den Weg immer wieder klar vor uns sehen, sollen wir stets von neuem auf jene Stimme des guten Hirten hören, die uns auf dem Weg des Lebens führt, die uns zu den saftigen Weideplätzen bringt, die frischen Wasserquellen zeigt, in der Nacht Schutz gewährt und uns zusammenhält. 

Amen.



Der Jäger zum erlegten Hirsch

"Es tut mir leid, dass ich dich töten musste, kleiner Bruder. Aber ich brauche dein Fleisch, denn meine Kinder hungern. Vergib mir, kleiner Bruder. Ich will deinen Mut, deine Kraft und deine Schönheit ehren - sieh her! Ich hänge dein Geweih an diesen Baum; jedesmal, wenn ich vorüberkomme, werde ich an dich denken und deinem Geist Ehre erweisen. Es tut mir leid, dass ich dich töten musste; vergib mir, kleiner Bruder. Sieh her, dir zum Gedenken rauche ich die Pfeife, verbrenne ich diesen Tabak." (Jimalee Burton)



Fürbitten

Lieber Vater, Du hast das weite All geschaffen, die schöne Welt und auch mich.

Du hattest die Güte, die Augen und das Herz von Hubertus zu öffnen für das Seufzen der Kreatur und für das Leiden deines Sohnes Jesus Christus.

Du hattest die Gnade, Hubertus zu führen auf dem Weg zum grossen Licht des Lebens, das beschlossen ist in deiner Liebe zu uns Menschenkindern, zu den Tieren und den Pflanzen. -

Wir danken dir von Herzen für das Vorbild dieses Auserwählten, den du in den Bereich des Lebens gerettet hast, damit er uns allen zum Segen werde, indem wir von ihm lernen, was du willst von uns. -

Wir bitten dich, ziehe auch uns in den ewigen Lichtglanz jenes Kreuzes, das vom neuen, unvergänglichen Leben zeugt. Öffne uns für die Not des Kranken, des Geschundenen und des Verletzten. 

Stärke unser Verantwortungsbewusstsein für die Natur und ihre Quellen des Lebens: für das Wasser, die Luft und den Boden. Fördere das geschwisterliche Verhalten und den edlen Gedanken der Hilfe unter uns Menschen und gegenüber allen Werken deiner wunderbaren Schöpfung. Verankere in uns das Wissen, dass es alle Glieder betrifft, wenn eines leidet.

Wir bitten dich besonders für das Wild und den Wald, für die Jäger und die Förster. Lass sie nicht allein mit ihren Aufgaben. Rüste sie aus mit deiner Kraft und Liebe.

Sprich ein neues "Werde!" in deine ganze Schöpfung hinein!

All unsre Bitten und Gedanken bringen wir nun vor Gott im Gebet des Herrn. Wir beten: UNSER VATER IM HIMMEL...  


Pfarer Jakob Vetsch, 15.11.1987

Italienische Fassung


last update: 26.08.2015