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Beruf



Nur was du selber schaffst ...

Ein Mann von hohem Rang, der ebenso klug und gebildet wie reich und mächtig war, versammelte eines Tages seine Söhne um sich und hielt ihnen die folgende Rede: 
"Ihr, meine Kinder, seid mir lieber als das eigene Leben, und so möget ihr denn meinen Rat annehmen und meine Worte nie wieder vergessen. Überlegt erst gut, wählt dann irgendeine Kunst, erlernt sie und bringt es in ihr zur Meisterschaft. Denn seht, auf nichts sonst in dieser Welt kann man bauen, und weder Rang noch Vermögen verdienen Vertrauen. Wie sollten sie auch? Was immer ihr an Silber und Gold besitzt - es kann euch während einer Reise verlorengehen, oder ein Dieb stiehlt es euch, oder ihr vertut oder verschwendet es selbst... Aber eine Kunst, die ihr durch und durch beherrscht: das ist ein Quell, der niemals versiegt, und ein Hort, der immerdar gleichviel wiegt. Mag auch ein solcher Könner alles einbüssen, was er an Hab und Gut, an Haus und Grund sonst besitzt - so werden ihn doch der Verlust und der Gram darüber nicht umbringen, denn sein Talent wird ihm das Verlorene neu erringen. Wie aber steht es um den anderen, den Nichtskönner? Nun, ob er viel oder wenig hat, er kann nur immer verlieren. Schnell oder langsam wird er all das einbüßen, was ihm seine Vorfahren als Erbe hinterlassen haben. Darum, o meine Söhne, denkt daran und erinnert euch stets dieser Verse: Wer selbst befohlen hat, erträgt die Knechtschaft schwer - wer Zärtlichkeit genossen hat, den schmerzt die Peitsche mehr. Es mag der kluge Bauernsohn bei Hof Minister werden, und des Ministers dummer Sohn weidet dann die Herden. Willst du deines Vaters Erbe, musst du seiner würdig sein; nur was du selber schaffen kannst, das ist in Wahrheit dein." 

Scheich Saadi



Psychologie heute: "Das musst du tun, das ist deine Berufung"

Weinberg, 8. Mai (idea/ideaD/dr.)  Der Psychotherapeut James Hillman ist davon überzeugt, dass der Mensch lebe, um Begabungen zu entfalten, einen persönlichen Plan zu erfüllen und um eine "Spur unserer Erdentage" zu hinterlassen. Das berichtet die in Weinheim erscheinende Zeitschrift "Psychologie heute".

Nach Hillmans Psychologie gelinge die eigentliche Menschwerdung erst dann, wenn man in Übereinstimmung mit der eigenen Bestimmung lebe. Wer dies nicht tue, spüre immer wieder, wie "Etwas" versuche, "uns in eine bestimmte Richtung zu drängen". Eine innere Stimme sage: "Das musst du tun. Das ist deine Berufung. Das ist deine Rolle im Leben." Das Nichtbeachten komme einer psychischen Selbstverstümmelung gleich. Als Beispiel für ein solches Verhalten wird der alttestamentliche Prophet Jona angeführt, der sich weigerte, dem göttlichen Ruf Folge zu leisten, die Stadt Ninive zur Umkehr zu rufen, und deshalb von einem grossen Fisch geschluckt und nach drei Tagen am Ufer seines Bestimmungsortes ausgespuckt wurde. Nach dem Propheten ist der "Jonaskomplex" benannt.

Der gesundheitliche Preis für ein Nichtbeachten der Berufung sei oft hoch. Frustration, Depression, Langeweile und unterdrückte Wut seien typische psychische Symptome. Das Erschöpfendste im Leben sei, "auf Dauer gegen die innere Berufung zu leben und nicht das zu tun, was wir tun könnten". Körperliche Symptome könnten Schlaflosigkeit, Rückenschmerzen und Magenbeschwerden sein.


16.09.2015