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Predigt zum Pfingstsonntag, 19. Mai 2013 um 18:00 Uhr,
gehalten in der Wasserkirche Zürich, durch Pfr. Jakob Vetsch

Im Zeichen der Hoffnung

Römerbrief 8,22-28 ("Das Seufzen der Schöpfung"):

"Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt, bis zum heutigen Tag. – Doch nicht nur dies; nein, auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe empfangen haben, auch wir seufzen miteinander und warten auf unsere Anerkennung als Söhne und Töchter, auf die Erlösung unseres Leibes.
Im Zeichen der Hoffnung wurden wir gerettet. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung. Wer hofft schon auf das, was er sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.
In gleicher Weise aber nimmt sich der Geist unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir eigentlich beten sollen; der Geist selber jedoch tritt für uns ein mit wortlosen Seufzern. Er aber, der die Herzen erforscht, er weiss, was das Sinnen des Geistes ist, weil er dem Willen Gottes gemäss für die Heiligen eintritt. – Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten dient, ihnen, die nach seiner freien Entscheidung berufen sind."

Liebe Gemeinde

Letzthin blickte ich in Campenhausen's Buch "Christliche und unchristliche Scherze", so jedenfalls der Untertitel. Beim Blättern fiel mein Blick unter der Rubrik "Erbauliches" auf folgende Worte:
"Ich such ein schönes Buch – für einen Kranken", sagte ich zu einem Buchhändler. Er dachte nach und fragte: "Darf es vielleicht etwas Religiöses sein – oder geht es schon besser?"

Hand auf's Herz, kennen wir das nicht auch im Leben: Religion, Glaube, Gebet – eine Angelegenheit für den Notfall, quasi eine Versicherung für wenn alle Stricke reissen?

Da kommt einem der Religionslehrer in den Sinn, der das Thema "Gebet" durchnahm. Er fragte die Schüler, ob sie auch für sich ganz alleine beteten? "Ja", rief einer, "immer wenn ich auf dem Schulweg über eine gefährliche Kreuzung muss."
Worauf sein Sitznachbar entgegnete: "Ich nicht, Herr Lehrer, ich muss über keine gefährliche Kreuzung!"

Religion für wenn es brenzlig wird – wir kennen das sicher alle. – So ganz anders lesen wir es im Neuen Testament, etwa in Epheserbrief 5,20. Da schreibt der Apostel Paulus: "Dankt unserem Gott und Vater allezeit für alle Dinge im Namen unseres Herrn Jesus Christus."
Aha, dankt allezeit für alle Dinge, und zwar bei ausbuchstabiertem Adressaten: Gott, unserem Vater, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Das ist ein langer Weg: Gott jederzeit und für alles danken zu können. Aber es liegt Segen auf dem Weg, und das Geschenk wird gross sein!

Es nahte Auffahrt, die ja bis zum 4. Jahrhundert zusammen mit Pfingsten gefeiert wurde. Die Vorbereitungen für das Fest der Ausgiessung des Heiligen Geistes setzten ein.
Wieder so eine Überraschung: Im Pfingstbericht von Apostelgeschichte Kapitel 2 lassen einige Worte von Petrus aufhorchen, der den Propheten Joel zitiert: Kinder "werden weissagen" – ist das nicht wundervoll? Zeigt das nicht eine heil- und friedvolle Zukunft an? – Noch extremer die Fortsetzung: "Eure Alten werden Träume träumen." Auch hier ungeahnte Zukunft, weites Land und grosse Möglichkeiten! Und durchaus real. Weil Gottes Grösse und Liebe unendlich sind, und sie sind in diesem Leben erfahr- und spürbar.

Ja, man möchte uns Glaubende oft in Schach halten mit Sprüchen wie man müsse realistisch bleiben oder man glaube nur was man sehe. – So glaubt und erlebt man dann eben auch nicht viel.
Die Seele hockt ganz schön eingenistet im Negativen. Oft ist es ihr lange Zeit recht wohl dabei. Aber: Glücklich wird sie nicht. Es bleiben ihr auch nicht viel Luft zum Atmen und Freiraum zur Entfaltung.

Die Kräfte, die gegen Veränderungen und damit letztlich auch gegen das Leben stehen, die sind stark. Wir sind ja auch nicht für alle Veränderungen, nur für gute. Da wollen wir uns die Hoffnung des Glaubens und der Liebe nicht nehmen lassen. Sie ist unser Halt, unsere Zuversicht, unser Licht!

Spannend, wie der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer fast plakativ und doch wie selbstverständlich den Satz bringt – wir haben ihn im Predigttext gehört: "Im Zeichen der Hoffnung wurden wir gerettet."
Er sinniert dazu, dass man die Hoffnung natürlich nicht sieht, sonst wäre sie keine Hoffnung mehr. Aber dazu braucht es die Geduld.
Paulus schreibt dazu, dass sich der Geist in dieser Weise auch unserer Schwachheiten annehme, also mit Geduld. Er, der Geist, trete für uns ein. Der die Herzen erforsche, kenne das Sinnen des Geistes. Es folgt der schöne erleichternde Satz: "Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken."
Plötzlich heisst es da also: "Wir wissen." Und nicht: Wir glauben, meinen oder haben das Gefühl. Nein: "Wir wissen." Vielleicht können wir das von diesem Pfingstfest mitnehmen: Es gibt eine Gewissheit, zu welcher die Hoffnung und die Geduld geführt haben. Da gibt es etwas Festes, eine Zusage, die wir auch für uns und unser Leben in Anspruch nehmen dürfen!
Die Hoffnung also ist das Zeichen, in dem wir gerettet wurden. Wir brauchen keine weiteren Zeichen, wir sind es selbst...

Das verdichtet sich in der Feier unserer Gottesdienste, ganz besonders im Abendmahl. Hier stehen wir fest im Glauben. Da verdichtet sich die Hoffnung. Vergebung wird erlebbar. Erleichterung tritt ein. Und wir sind aufgehoben in der lebendigen, dynamischen Gemeinschaft der Familie Gottes.

Amen.



PFINGST-GOTTESDIENST MIT ABENDMAHL

Orgel-Eingangsspiel

Grusswort: "Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden." (Apostelgeschichte 2,21)

Lied 243,1-3: "Dir, dir, Jehova, will ich singen"

Gebet zur Sammlung

Lesung
Aus der Pfingstrede des Apostels Petrus in Apostelgeschichte 2,14b-18: "Ihr Juden und all ihr Bewohner Jerusalems, dies sei euch kundgetan, vernehmet meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist doch erst die dritte Stunde des Tages [Anmerkung: morgens um 9 Uhr]. Nein, hier geschieht, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: 'Es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich von meinem Geist ausgiessen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Alten werden Träume träumen. Und auch über meine Knechte und über meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgiessen, und sie werden weissagen."

Lied 506,1-4: "O Heiliger Geist, o heiliger Gott"

Predigttext & Predigt
Römerbrief 8,22-28 ("Das Seufzen der Schöpfung"): "Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt, bis zum heutigen Tag. – Doch nicht nur dies; nein, auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe empfangen haben, auch wir seufzen miteinander und warten auf unsere Anerkennung als Söhne und Töchter, auf die Erlösung unseres Leibes. Im Zeichen der Hoffnung wurden wir gerettet. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung. Wer hofft schon auf das, was er sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. – In gleicher Weise aber nimmt sich der Geist unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir eigentlich beten sollen; der Geist selber jedoch tritt für uns ein mit wortlosen Seufzern. Er aber, der die Herzen erforscht, er weiss, was das Sinnen des Geistes ist, weil er dem Willen Gottes gemäss für die Heiligen eintritt. – Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten dient, ihnen, die nach seiner freien Entscheidung berufen sind."

Kurzes Orgelspiel

PREDIGT: "Im Zeichen der Hoffnung wurden wir gerettet"

Orgel-Zwischenspiel

ABENDMAHL
Eingang, Schriftlesung, Gebet, Friedensgruss, Lied 314: "Christe, du Lamm Gottes", Einsetzungsworte, Austeilung an Helfer, Austeilung an Gemeinde (teilweise unter Orgelmusik)

Gebet: Fürbitten & Unser Vater

Mitteilungen

Lied 501,1-3: "Komm, Heiliger Geist"

Segen

Orgel-Ausgangsspiel



last update: 18.05.2013